Einladung zum meinem Vortrag:
„Die vergessene Revolution von 1920“
mit Lokalhistoriker Sahin Aydin
Am Dienstag, 16. April 2024
Um 19.00 Uhr, Raum 4, Eintritt frei
Ort: zakk – Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation gGmbH
Fichtenstraße 40 , 40233 Düsseldorf
Im März 2024 jährten sich der Kapp-Putsch und die aus seiner Niederschlagung
hervorgegangene Märzrevolution zum 104. Mal. Ein fast vergessenes Kapitel deutscher Geschichte, das jedoch so wichtig erscheint, wie die Novemberrevolution 1918. Denn im Frühjahr 1920 rettete die
Arbeiter:innenbewegung die parlamentarische Demokratie, die sie kaum zwei Jahre zuvor erstritten hatte.
Am 13. März 1920 putschten in Berlin Truppen unter Befehl des Generals von Lüttwitz zusammen mit anderen rechtsradikalen Akteuren um Wolfgang Kapp gegen die noch junge Weimarer Republik. Ziel war
die Errichtung einer Quasi-Militärdiktatur unter Führung von Wolfgang Kapp als Reichskanzler. Getragen wurde der Putsch von Teilen der Reichswehr und Freikorps, insbesondere die der Marinebrigade
Erhardt. Die gewählte Reichsregierung von SPD, Zentrum und DDP musste nach Stuttgart fliehen.
Zur Abwehr des sog. Kapp-Putsches mobilisierte ein gemeinsames Bündnis von Gewerkschaften und Arbeiter:innenparteien zum Generalstreik. Die mangelnde Unterstützung der Putschisten in der
Reichswehr, besonders aber der Generalstreik der Arbeiter:innen und Angestellten sowie die Weigerung weiter Teile der Ministerialbürokratie, der Putsch-Regierung zu folgen, führte zur Aufgabe der
Umstürzler am 17. März.
Besonders stark war die Streikbewegung im Industrierevier zwischen Rhein und Ruhr. Zur Abwehr putschender Freikorps entwickelte sich aus regionalen Arbeiterwehren die Rote Ruhrarmee. Überall im
Ruhrgebiet bildeten sich zudem politisch unterschiedlich positionierte Arbeiter – und Vollzugsräte, die (Selbst-)Verwaltungsaufgaben übernahmen. Aus ihren Reihen erwuchs der Versuch, die 1918/19
verhinderte soziale Revolution doch noch zu erkämpfen. Dies scheiterte und die Reichsregierung setzte zur Niederschlagung der Roten Armee auch Truppen ein, die zuvor am Putsch beteiligt
waren.
Der Lokalhistoriker Sahin Aydin führt in die Geschichte der Kämpfe jener Tage am Beispiel der Ereignisse in Bottrop ein. Bottrop bildete ein politisches und militärisches Zentrum des Widerstandes
gegen den pre-faschistischen Putsch. Aber auch der Umgang mit Geschichte wird im Vortrag thematisiert. Wie kann es sein, fragt Aydin, dass noch über einhundertvier Jahre nach dem Putsch und der
Niederschlagung der Widerstandsbewegung an die Täter der Marinebrigade von Löwenfeld im öffentlichen Raum ehrend erinnert wird? Warum ist es heute scheinbar so schwierig eine an die demokratische
Tradition der Weimarer Republik anschließende Erinnerungskultur an die Märzrevolution herzustellen?
Veranstalter*innen: Revolutionärer Jugendbund und see red! in Kooperation mit zakk
GEDENKTAG FÜR MÄRZGEFALLENEN 28.03.2020/
KAPP-LÜTTWITZ-PUTSCH, 1920
Gedenken auf dem Westfriedhof Bottrop
Letzten Samstag am 28. März sollte der Gedenktag an dem Denkmal für die Märzgefallenen auf dem Westfriedhof sein. Leider musste er wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
So war ich am 28.03.2020 allein an der Grabstätte und umkränzte den Grabstein mit 71 roten Rosen. Sie stehen für 71 Gräber von revolutionären Arbeitern, überwiegend Kumpels der Bottroper Zechen und meist Angehörigen der damaligen USPD, der KPD, der rätedemokratischen Arbeiterunion, die im März 1920 im Kampf der Roten Ruhrarmee gegen den monarchistischen Kapp-Putsch ihr Leben ließen.
Ursprünglich waren auf drei Seiten des Denkmals, das von den Nazis zerstört wurde, 127 Namen von Gefallenen eingemeißelt. Nach meinen Recherchen kamen jedoch bei den Kämpfen und nach dem Einmarsch des monarchistischen Freikorps von Loewenfeld durch willkürliche Erschießungen insgesamt 257 Menschen aus Bottrop und Kirchhellen zu Tode. Nicht alle waren Revolutionäre oder Mitglieder der Roten Ruhrarmee.
Am 13. April wurde von Stadt eine Informationstafel angebracht wo der ursprüngliche revolutionäre Charakter fehlt . Das Denkmal wurde leider nicht in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt. Auch einige Namen der Toten auf den Bronzeplatten sind fehlerhaft. Dem Denkmal fehlt der ursprüngliche revolutionäre Charakter. Die komplette Wiederherstellung des Denkmals ist technisch machbar und sollte bald erfolgen.
Noch wichtiger ist es, die nach dem Freikorpsführer von Loewenfeld benannte Straße umzubenennen.
Ich wünsche allen: Bleiben Sie gesund und Glück auf!
Sahin Aydin
Liebe Bottroper und Bottroperinnen,
unsere für den Samstag, 28. März geplante Gedenkveranstaltung für die Märzgefallenen auf dem Westfriedhof ist wegen dem Corona-Virus abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Sie galt den im März 1920 im Kampf gegen den monarchistischen Kapp-Putsch gefallenen oder anschließend von reaktionären Freikorps in Bottrop ermordeten revolutionären Arbeitern und Arbeiterinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Sahin Aydin, Lokalhistoriker